Mittwoch, 22. März 2006
Der Schulweg
nettel, 22:31h
Früher konnte man noch unbegleitet und zu Fuss in den Kindergarten. Die Strecke zwischen Elternhaus und Chindsgi gehörte mit zur Ausbildung dazu, man lernte da nämlich mindestens so viel wie in der Spielecke. Zum Beispiel, dass Bienen Wasser trinken. Dass Autos bleibende Kratzer kriegen, wenn man mit Steinen den Rauhreif davon wegkratzt. Oder dass man Zeitungen ganz einfach aus Briefkästen entfernen und in andere wieder hineintun konnte. Das taten wir nämlich regelmässig, weil wir es ungerecht fanden, dass die einen viele Zeitungen im Briefkasten hatten und die anderen gar keine. Von uns kriegte jeder einen einzelnen Bund zugeteilt, so dass alle etwas zu lesen hatten.
Oder man lernte auch, dass das beste Hilfsmittel gegen aggressive Chindsgigspänli war, dieses Gspänli für die eigenen Zwecke einzuspannen und die anderen im eigenen Auftrag vertöffeln zu lassen. Ich selbst wurde nur einmal "abgeschlagen", wie wir damals sagten. Aber grundsätzlich gehörte das einfach dazu. Und es wäre niemandem eingefallen, uns deswegen nur in Begleitung in den Chindsgi zu schicken. Es gab aber auch noch nicht so viele Offroader wie heute, und keine Gewaltpräventionsprojekte an Schulen mit Krisenpsychologen.
Für den Schulweg galt das Gleiche. Er war 1 km lang und voller Wunder. Der Weiher zum Beispiel, wo man im Winter zwei Schritte aufs Eis machte, obwohl gleich daneben das Schild stand und man genau wusste, dass die Eltern das verboten hatten. Einmal wollte eine Frau mich und ein Gspänli aufs Eis mit hinausnehmen, sie gehe nämlich jetzt dort raus und das sei sicher lustig, und wenigstens da sagten wir dann klar und deutlich, dass wir nicht mitkommen wollen. Zwei Tage später wurden wir vom Ortspolizisten befragt, weil sich eine Frau im Weiher ertränkt hatte und wir offenbar die letzten waren, die sie lebendig gesehen hatten. Wir hatten auch den Brief gesehen und ihren Hut, den sie beim Baum am Ufer deponiert hatte. Aber gedacht hatten wir uns nichts dabei, wir waren ja erst 8 und lebten in der absoluten Landidylle. Und solche Episoden gehörten einfach dazu. Lustigerweise erinnere ich mich vor allem noch an den Schulweg, wenn ich an die Primarschule denke. Der Rest hat sich verflüchtigt.
Wenn ich die optimale Schulbildung wählen sollte und es stünden die Rudolf Steiner Schule, die Montessorischule und ein selbstbestimmter Schulweg zur Auswahl, würde mir die Wahl jedenfalls nicht schwer fallen.
Oder man lernte auch, dass das beste Hilfsmittel gegen aggressive Chindsgigspänli war, dieses Gspänli für die eigenen Zwecke einzuspannen und die anderen im eigenen Auftrag vertöffeln zu lassen. Ich selbst wurde nur einmal "abgeschlagen", wie wir damals sagten. Aber grundsätzlich gehörte das einfach dazu. Und es wäre niemandem eingefallen, uns deswegen nur in Begleitung in den Chindsgi zu schicken. Es gab aber auch noch nicht so viele Offroader wie heute, und keine Gewaltpräventionsprojekte an Schulen mit Krisenpsychologen.
Für den Schulweg galt das Gleiche. Er war 1 km lang und voller Wunder. Der Weiher zum Beispiel, wo man im Winter zwei Schritte aufs Eis machte, obwohl gleich daneben das Schild stand und man genau wusste, dass die Eltern das verboten hatten. Einmal wollte eine Frau mich und ein Gspänli aufs Eis mit hinausnehmen, sie gehe nämlich jetzt dort raus und das sei sicher lustig, und wenigstens da sagten wir dann klar und deutlich, dass wir nicht mitkommen wollen. Zwei Tage später wurden wir vom Ortspolizisten befragt, weil sich eine Frau im Weiher ertränkt hatte und wir offenbar die letzten waren, die sie lebendig gesehen hatten. Wir hatten auch den Brief gesehen und ihren Hut, den sie beim Baum am Ufer deponiert hatte. Aber gedacht hatten wir uns nichts dabei, wir waren ja erst 8 und lebten in der absoluten Landidylle. Und solche Episoden gehörten einfach dazu. Lustigerweise erinnere ich mich vor allem noch an den Schulweg, wenn ich an die Primarschule denke. Der Rest hat sich verflüchtigt.
Wenn ich die optimale Schulbildung wählen sollte und es stünden die Rudolf Steiner Schule, die Montessorischule und ein selbstbestimmter Schulweg zur Auswahl, würde mir die Wahl jedenfalls nicht schwer fallen.
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Donnerstag, 16. März 2006
Schiiiifoarn!
lxbass, 00:29h
Knäckebrotkauend muss ich jetzt doch noch auf ein glanzvolles Kapitel Schweizerischen Sportschaffens zu sprechen kommen. "Unsere" Skistars in den 80ern. Heissa, was haben "wir" damals Medaillen abgesahnt, mein lieber Herr Gesangsverein. Die gnä Frauen und Herren Österreicher rangierten regelmässig unter ferner liefen, von den Schwaben gar nicht zu sprechen. Onkel Fridl meinte, weil die nicht wussten wie wachsen. Wir hingegen setzten so ein im Weltall getestetes Space-Wunderwachs ein, natürlich alles tiptop von der FIS abgesegnet hä, da hatten wir dann gar nichts zu verbergen, im Fall.
Auf jeden Fall hockten wir uns mittags mit einer Schüssel Randensalat, einem Topf heissen Wienerli und einem Pfünderli vor die Kiste und waren im Geiste Kuhglocken schwenkend mit Erika Hess, Doris De Agostini, Michela Figini, Maria Walliser, Brigitte Oertli, Pirmin "Fürchtegott" Zurbriggen, Toni Bürgler, Max Julen, Franz Heinzer et al auf der Piste, in der Hocke verharrend oder am Slalomstangen wegdrücken. Skirennen durfte damals nur einer kommentieren: Der grosse Karl Erb. Lange hab ich mich als Bub gefragt, wie das Gesicht zu dieser Stimme wohl aussehen mag, und als ich dann mal sein Helgeli im "Sport" sah, war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich ein wackeres Mannsbild mit Bart erwartete (er war eher schmächtig, trug eine Brille vor den Schlitzäuglein).
Besonders an den mehrfachen Olympiamedaillengewinn von Erika Hess kann ich mich sehr wohl erinnern. Ich war damals im Skilager in Obersaxen, in dichtem Schneegestöber (damals wurde bei jedem Wind und Hudelwetter gebrettert, es gab kein Pardon) ich mit einem Gspänli auf dem Sässelilift. Sie ahnen, was jetzt kommt. Genau. Der mit der Zunge am Skilift-Bügel. Tat mir dann noch während Wochen höllisch weh beim Suppenessen. Gopfertelli.
Auf jeden Fall hockten wir uns mittags mit einer Schüssel Randensalat, einem Topf heissen Wienerli und einem Pfünderli vor die Kiste und waren im Geiste Kuhglocken schwenkend mit Erika Hess, Doris De Agostini, Michela Figini, Maria Walliser, Brigitte Oertli, Pirmin "Fürchtegott" Zurbriggen, Toni Bürgler, Max Julen, Franz Heinzer et al auf der Piste, in der Hocke verharrend oder am Slalomstangen wegdrücken. Skirennen durfte damals nur einer kommentieren: Der grosse Karl Erb. Lange hab ich mich als Bub gefragt, wie das Gesicht zu dieser Stimme wohl aussehen mag, und als ich dann mal sein Helgeli im "Sport" sah, war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich ein wackeres Mannsbild mit Bart erwartete (er war eher schmächtig, trug eine Brille vor den Schlitzäuglein).
Besonders an den mehrfachen Olympiamedaillengewinn von Erika Hess kann ich mich sehr wohl erinnern. Ich war damals im Skilager in Obersaxen, in dichtem Schneegestöber (damals wurde bei jedem Wind und Hudelwetter gebrettert, es gab kein Pardon) ich mit einem Gspänli auf dem Sässelilift. Sie ahnen, was jetzt kommt. Genau. Der mit der Zunge am Skilift-Bügel. Tat mir dann noch während Wochen höllisch weh beim Suppenessen. Gopfertelli.
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Dienstag, 14. März 2006
So süss!
nettel, 20:46h
Früher konnte man am Kiosk für zwei Franken noch richtig gross einkaufen. Bei uns in der Schule (4.-6.Klasse) gehörte das zum Sport: In der grossen Pause schlich man sich vom Pausenhof runter zum nahegelegenen Kiosk - direkt neben der Zürcher Kantonalbank, in der man, noch viel früher, Märlitelefon gehört hatte. Man musste immer schaurig aufpassen, nicht gesehen zu werden, das war nämlich verboten.
An besagtem Kiosk kaufte man dann 5er-Mocken (in 25 Jahren hat der Preis um inflationäre 400% zugelegt), Cocifrösche und Bazooka, bei denen man vom Kauen Kieferweh bekam, wenn man zwei gleichzeitig in den Mund nahm. Und saure Zungen, die einem den Zahnschmelz wegätzten. Sehr beliebt waren auch die Choux-choux-Chips mit dem kleinen Spielzeug drin zum Zusammensetzen. Die Chips waren allerdings schon obere Preisklasse, das Preis-Leistungs-Verhältnis war bei den kleinen Süssigkeiten besser.
Die Lehrer hätten uns lieber mehr Pausenäpfel verkauft. Die Pausenäpfel waren zwar auch ok (die kriegte man gegen so Coupönli à 50 Rappen verkauft, oder? Mein Gedächtnis streikt hier), aber sie waren immer so kalt, weil sie im Schulhauskeller gelagert wurden, und man erfror sich fast die Zähne daran. Ich fragte mich immer, warum sie uns nur im Winter diese eiskalten Äpfel verkauften und nicht im Sommer die wärmeren, aber darauf gab mir nie einer eine Antwort.
An besagtem Kiosk kaufte man dann 5er-Mocken (in 25 Jahren hat der Preis um inflationäre 400% zugelegt), Cocifrösche und Bazooka, bei denen man vom Kauen Kieferweh bekam, wenn man zwei gleichzeitig in den Mund nahm. Und saure Zungen, die einem den Zahnschmelz wegätzten. Sehr beliebt waren auch die Choux-choux-Chips mit dem kleinen Spielzeug drin zum Zusammensetzen. Die Chips waren allerdings schon obere Preisklasse, das Preis-Leistungs-Verhältnis war bei den kleinen Süssigkeiten besser.
Die Lehrer hätten uns lieber mehr Pausenäpfel verkauft. Die Pausenäpfel waren zwar auch ok (die kriegte man gegen so Coupönli à 50 Rappen verkauft, oder? Mein Gedächtnis streikt hier), aber sie waren immer so kalt, weil sie im Schulhauskeller gelagert wurden, und man erfror sich fast die Zähne daran. Ich fragte mich immer, warum sie uns nur im Winter diese eiskalten Äpfel verkauften und nicht im Sommer die wärmeren, aber darauf gab mir nie einer eine Antwort.
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Montag, 13. März 2006
Vielen Dank für Scacciapensieri und EWG
nettel, 09:30h
Ich gehöre zu den Menschen, die aus pädagogischen Gründen ohne Fernseher aufgezogen wurden. (Was ich bis heute eine plausible und nützliche Erziehungsmassnahme finde.) Dennoch fällt mir lustigerweise beim Gedanken an die 80er Jahre als erstes ein: Fernsehen! Zum Glück hatten wir nette und grosszügige Nachbarn, bei denen ich sicher mindestens 3 Mal pro Woche spontan vorbeigehen konnte. Am Dienstag Abend 19 Uhr war auf ZDF immer "Tom und Jerry" angesagt. Vielen Dank für die Blumen...
Am Freitag (? War es Freitag? Oder doch eher Mittwoch? Weiss das noch jemand?) kam Michael Schanze's "Eins, zwei oder drei". Mir ging es damals wie heute bei den Anruf-Quizsendungen nach Mitternacht - die Fragen kamen mir immer bubileicht vor, und ich war sicher, dass ich Rätselkönigin geworden wäre, wenn ich nur mal hätte mitmachen können. Damals war diese Idee aber noch so weit entfernt wie eine Ferienreise mit dem Flugzeug nach Übersee - sprich: unendlich.
Samstag Abend war mein Lieblingsabend, da konnte man um 19 Uhr auf dem Tessiner Sender "Scacciapensieri" schauen, mit einem Maskottchen, das sich so lustig kaputtlachte, dass der Abend schon mit dem Intro gerettet war.
Und im Anschluss kam dann "Einer wird gewinnen" oder "Wetten dass", und ich sass bei Nachbars mit den zwei Kindern und dem schwarzen Hund auf dem Sofa, ass Chips (gabs bei uns auch keine) und fühlte mich im siebten Himmel.
Heutzutage sieht man über Mittag statt dem Testbild "Zwei bei Kallwass" und merkt, dass nicht nur das 24 h-Fernsehschauen hundsnormal ist, sondern auch, sein ganzes Privatleben für andere als Anschauungsunterricht dahinzugeben.
Am Freitag (? War es Freitag? Oder doch eher Mittwoch? Weiss das noch jemand?) kam Michael Schanze's "Eins, zwei oder drei". Mir ging es damals wie heute bei den Anruf-Quizsendungen nach Mitternacht - die Fragen kamen mir immer bubileicht vor, und ich war sicher, dass ich Rätselkönigin geworden wäre, wenn ich nur mal hätte mitmachen können. Damals war diese Idee aber noch so weit entfernt wie eine Ferienreise mit dem Flugzeug nach Übersee - sprich: unendlich.
Samstag Abend war mein Lieblingsabend, da konnte man um 19 Uhr auf dem Tessiner Sender "Scacciapensieri" schauen, mit einem Maskottchen, das sich so lustig kaputtlachte, dass der Abend schon mit dem Intro gerettet war.
Und im Anschluss kam dann "Einer wird gewinnen" oder "Wetten dass", und ich sass bei Nachbars mit den zwei Kindern und dem schwarzen Hund auf dem Sofa, ass Chips (gabs bei uns auch keine) und fühlte mich im siebten Himmel.
Heutzutage sieht man über Mittag statt dem Testbild "Zwei bei Kallwass" und merkt, dass nicht nur das 24 h-Fernsehschauen hundsnormal ist, sondern auch, sein ganzes Privatleben für andere als Anschauungsunterricht dahinzugeben.
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Samstag, 11. März 2006
Emil Frehner und Konsorten
lxbass, 14:26h
Hobby-Nostalgiker wie ich denken gerne an die SRG-TV-Werbung der 80er zurück. Diesem Thema soll deswegen auch eine eigene Rubrik gewidmet werden.
Könnt ihr euch noch an den Joint Venture-Spot von drei verschiedenen Schweizer Möbelfirmen erinnern? Ich leider nur noch bruchstückhaft.
Da stand zum Beispiel der Emil Frehner vor seiner Möbelmanufaktur in Herisau (die übrigens immer noch existiert) und sprach sein Sätzli in die Kamera, gefolgt von seinem bärbeissigen Kollegen aus Bassersdorf, dessen Namen mir jedoch entfallen ist (wer kennt ihn?). Eine unsympathischere Visage als die des Schreiners aus dem Zürcher Unterland hatte man zuvor selten am Schweizer Nationalfernsehen erleben müssen (abgesehen von Hans O. Staub vielleicht). Als Dritter im Bunde war dann das Wort an Heinz Berger aus Oftringen. Ebenso hölzern und unbeholfen wie seine Vorredner pries er die Dienstleistungen und Produkte seiner Möbelschreinerei an.
Zusammen bildete dieses Trio die Allianz gegen die Schwedische Möbel-Invasion. So habe ich es jedenfalls damals empfunden. Eine weitere Erkenntnis: Man sagt nicht "Oftringen", sondern "Oftrige". Et voilà.
Könnt ihr euch noch an den Joint Venture-Spot von drei verschiedenen Schweizer Möbelfirmen erinnern? Ich leider nur noch bruchstückhaft.
Da stand zum Beispiel der Emil Frehner vor seiner Möbelmanufaktur in Herisau (die übrigens immer noch existiert) und sprach sein Sätzli in die Kamera, gefolgt von seinem bärbeissigen Kollegen aus Bassersdorf, dessen Namen mir jedoch entfallen ist (wer kennt ihn?). Eine unsympathischere Visage als die des Schreiners aus dem Zürcher Unterland hatte man zuvor selten am Schweizer Nationalfernsehen erleben müssen (abgesehen von Hans O. Staub vielleicht). Als Dritter im Bunde war dann das Wort an Heinz Berger aus Oftringen. Ebenso hölzern und unbeholfen wie seine Vorredner pries er die Dienstleistungen und Produkte seiner Möbelschreinerei an.
Zusammen bildete dieses Trio die Allianz gegen die Schwedische Möbel-Invasion. So habe ich es jedenfalls damals empfunden. Eine weitere Erkenntnis: Man sagt nicht "Oftringen", sondern "Oftrige". Et voilà.
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